WP2021 DIE HOFHEIMER VERKEHRSWENDE

Von der autogerechten zur menschengerechten Stadt

Attraktive, zukunftsorientierte Städte nehmen bei ihrer Planung immer mehr den Menschen in den Mittelpunkt, weniger die Autos, wie es in den 70er- oder 80er-Jahren noch üblich war. Bei erfolgreichen Stadtplaner:innen gilt die autogerechte Stadt längst als überholt.

Hofheim hat das Potenzial, eine lebendige Kreisstadt zu sein, die Mobilität zukunftsorientiert und menschenfreundlich gestaltet. Die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, Mobilität neu zu denken, um unsere Lebens- und Aufenthaltsqualität zu erhalten und zu verbessern. Dazu bedarf es einer konsequenten Verkehrswende hin zu sicherer, günstiger und ökologischer Mobilität für alle, mit geringerer Luft- und Lärmbelastung und weniger verstopften Straßen.

Wir wollen, dass Menschen jeden Alters sich gerne auf Straßen und Plätzen aufhalten und begegnen. Dafür braucht es eine neue Verteilung der Verkehrsflächen. Breite Gehsteige, Begrünung, Fahrradabstellplätze und Radwege sowie Tempobeschränkungen sind dabei ebenso wichtig wie der Vorrang für den öffentlichen Nahverkehr.

In einem menschengerechten Hofheim der Zukunft wird es Autos geben, jedoch werden sie emissionsarm und leiser fahren, meist mit anderen geteilt werden und nur in den dafür vorgesehenen Zonen parken. Vom Busfahrplan über die Fahrradbox bis hin zum Carsharing werden die Verkehrsmittel benutzerfreundlich und intelligent miteinander verknüpft sein. Das OnDeMo-Angebot (On Demand Mobilität) der MTV als App-gesteuerte Weiterentwicklung des Anrufsammeltaxis unterstützen wir als einen Schritt in diese Richtung.

Radverkehr

Es gibt viele Hofheimer: innen, junge und ältere, die gerne Rad fahren, es sich aber nur eingeschränkt trauen, weil eine attraktive Infrastruktur fehlt. Wir GRÜNEN fordern, dass alle Bürger:innen sicher auf dem Rad unterwegs sein können, sei es auf dem Schulweg, mit dem E‑Bike zum Einkaufen in die Stadt, zu einem Treffen mit Freund:innen in einem Restaurant oder auf Touren durch Hofheims schöne Umgebung. Hofheim braucht eine Radverkehrsinfrastruktur und begleitende Maßnahmen, die das Radfahren für Jung und Alt in unserer Stadt und allen Stadtteilen attraktiv machen: weil sich die Bürger:innen das wünschen und weil damit alle gemeinsam für bessere Luft, weniger Lärm, weniger Staus und mehr Gesundheit sorgen.

Wir GRÜNEN setzen uns ein für …

  • sukzessive Erhöhung der Mittel für den Ausbau und die Sanierung der Radinfrastruktur
  • die Umsetzung einer Radwegbrücke von Marxheim Süd über die S-Bahnlinie als dringend nötige Alternative zur brandgefährlichen Rheingau-Brücke. Endlich wurde dafür Ende 2020 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Umsetzung der Ergebnisse der Studie muss anschließend planerisch und baulich Priorität erhalten.
  • zusätzliches Personal im Planungsbereich, damit die Radinfrastruktur konsequent weitergedacht und Bestandteil eines jeden Planungsvorhabens wird und keine Straßen mehr ohne die Berücksichtigung von Radverkehr gebaut oder saniert werden
  • die Öffnung aller Einbahnstraßen in beiden Richtungen für Fahrräder, ggf. durch Reduktion von Autoparkplätzen
  • die Prüfung und Einrichtung weiterer Fahrradstraßen. Das Pilotprojekt in Lorsbach muss evaluiert und Ausstattung sowie Kennzeichnung überprüft werden.
  • eine möglichst flüssige Radverkehrsführung durch entsprechende Ampelschaltungen und den „Grünen Pfeil“ für Radfahrer:innen beim Rechtsabbiegen
  • verbesserte, wetter- und diebstahlgeschützte Bike & Ride-Anlagen und mehr sichere Abstellplätze in der Kernstadt und allen Stadtteilen
  • die Errichtung von Fahrradabstellplätzen auf umgewidmeten Autoparkplätzen, um dadurch mehr Platz auf Gehwegen zu schaffen
  • den Aufbau eines Alltags-Leihradsystems für die Kreisstadt Hofheim

Fußverkehr

Obwohl der Fußverkehr mehr als ein Fünftel des innerstädtischen Verkehrs ausmacht, spielt er als eigene Form der Mobilität immer noch eine weit untergeordnete Rolle. Daran hat sich auch mit der Stelle einer Nahmobilitätsbeauftragten in Hofheim nicht viel geändert.

Wir GRÜNEN wollen den Fußverkehr stärken und wiederbeleben und ihm in der Verkehrsplanung mehr Bedeutung verschaffen. Dazu brauchen wir durchgängige und attraktive Wegeverbindungen, die Menschen aller Altersgruppen dazu einladen, zu Fuß zu gehen, mit viel Grün sowie auch Sitzmöglichkeiten. Ebenso braucht es häufige Querungsmöglichkeiten ohne lange Wartezeiten.

Wir GRÜNEN setzen uns ein für …

  • ausreichend breite Gehwege mit abgesenkten Bordsteinen, auch für Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren
  • mehr barrierefreie Straßenquerungen, auch als Zebrastreifen
  • die Sicherung und Ausweitung bestehender Fußgängerzonen. Die untere Hauptstraße kann erst als autofreie Zone ihre Aufgabe als Einkaufs- und Flanierstraße erfüllen und mehr Menschen in die City locken – zur Belebung von Einzelhandel und Gastronomie.
  • gute Beschilderung und Beleuchtung für Fußwege

Bus und Bahn

Wir brauchen ein gut ausgebautes, sinnvoll vernetztes und emissionsarmes Nahverkehrssystem. Das beinhaltet gut erreichbare Haltestellen, gute Takte der Linien auch nachts und bis in unsere Stadtteile, Barrierefreiheit, attraktive Preise, Sicherheit und Sauberkeit.

Mobilität ist für uns ein Grundrecht, welches nicht am Geldbeutel scheitern sollte. Wir setzen uns langfristig für einen ticketlosen Nahverkehr ein.

Wir GRÜNEN wollen …

  • Echtzeitdatenübermittlung von Bus und Bahn, Vernetzung von Car- und Bike-Sharing, bezahlen – alles aus einer App.
  • endlich den barrierefreien Umbau des Bahnhofes Lorsbach verwirklichen. Bis dahin die Anbindung durch den X17-Bus.
  • Die bisherige Planung des Umbaus unseres Busbahnhofes ist gescheitert und wurde gestoppt. Regional- und S‑Bahnhof mit dem Busbahnhof müssen als Zentrum der Mobilität in Hofheim gesehen und unter Einbeziehung des gesamten Umfeldes zu einem modernen, zukunftsfähigen und multimodalen Mobilitätszentrum ausgebaut werden. Die Planungen hierfür müssen unverzüglich beginnen.
  • Ausbau sicherer Fahrradabstellanlagen, auch für E‑Bikes sowie Sharing-Angebote an Haltestellen in den Stadtteilen
  • die Verbesserung der Fahrradmitnahme im ÖPNV
  • eine bessere ÖPNV-Erreichbarkeit von Gewerbegebieten
  • mehr Zuverlässigkeit im S-Bahnnetz durch intensivere überregionale Kooperation
  • ein günstigeres Cityticket

Autoverkehr

In der Stadt werden Autos durchschnittlich eine Dreiviertelstunde pro Tag bewegt. Den Rest der Zeit parken sie – meist so gut wie gratis und häufig auf Flächen, die der Allgemeinheit gehören. Diese Flächen können stattdessen für Erholungszonen, Begegnungsorte, Busspuren oder Fahrradstraßen genutzt werden. Eine Strategie für eine neue Flächenverteilung ist das Parkraummanagement. Wenn die Autos fahren, wollen wir durch Geschwindigkeitsbegrenzungen sowohl die Luft- und Lärmbelastung als auch die Unfallgefahr verringern.

Wir GRÜNEN setzen uns ein für …

  • die Entschleunigung des Verkehrs durch Tempo 30 zur Sicherheit schutzbedürftiger Verkehrsteilnehmer:innen
  • die Vermeidung von Parksuchverkehr durch Reservierung eines Parkplatzes per App
  • den konsequenten Ausbau von Park & Ride-Plätzen
  • eine attraktivere und bessere Nutzung des Raums in Parkhäusern
  • die Verstärkung von Kontrollen in der Stadt, insbesondere bei widerrechtlichem Parken z.B. auf Gehwegen und Plätzen
  • die Überarbeitung der völlig veralteten Stellplatzordnung. Dies ist von uns bereits beantragt worden. Ziel ist es, weniger Stellplätze pro Wohnfläche auszuweisen und stattdessen bei Neubauten konsequent klimafreundliches Car- und Bike-Sharing einzusetzen.
  • die autoreduzierte Innenstadt: Wir wollen mit Ausnahmen für Bürger:innen mit eingeschränkter Mobilität, Anwohner:innen, Lieferverkehr und Sozialdienste innerhalb der Kernstadt den Kfz-Verkehr verringern.
  • den konsequenten Ausbau der nötigen Ladeinfrastruktur für E-Mobilität

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