WP2021 Umwelt und Natur: Unsere Lebensgrundlagen

Der Klimawandel zeigt Veränderungen, die sich in steigenden Temperaturen, extremen Wetterereignissen, Veränderungen der Luft-und Meeresströmungen, dem Abschmelzen der Polkappen und der Versauerung der Ozeane beobachten lassen. Weltweit verlieren Ackerböden ihre Produktionsfähigkeit durch die Methoden der konventionellen Landwirtschaft. Die zunehmende Trockenheit hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser, sondern führt auch zu tiefgreifenden sozialen Verwerfungen. Die landwirtschaftlichen Aktivitäten sind auch wesentliche Ursache für einen heute dramatischen Artenschwund bei Fauna und Flora. Das Insektensterben wird international als Existenzbedrohung betrachtet.

Betrachten wir Hofheim

Unsere Kreisstadt ist seit 1992 Mitglied im Klimabündnis Europäischer Städte. Damit verbunden war die Selbstverpflichtung, den Stromverbrauch zu reduzieren. Statt zu sinken ist der Stromverbrauch aber um 40 Prozent gestiegen. Die Verbräuche haben über alle Energiesektoren deutlich zugenommen, also auch unser Beitrag zu den CO2-Emissionen.

Die Stadt hat in den letzten Jahren viele Bäume im Siedlungsbereich verloren. Eine Baumschutzsatzung, mehrfach abgelehnt, würde dem Erhalt vieler Bäume helfen, die heute mit zum Teil haarsträubenden Begründungen gefällt werden. Der Waldboden wurde vielfach durch die konventionelle Forstwirtschaft geschädigt, was zum Teil irreversibel ist. Der Wald leidet sehr durch die hohen Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft. Der einstmals außerordentliche Artenreichtum hat sich aus vielfältigen Gründen sehr stark vermindert und die rücksichtslose Entnahme alter Bäume hat ihn auch in seiner Altersstruktur stark beschädigt. Da in den sehr trockenen Sommern 2018 und 2019 bis zu 90 Prozent der Neupflanzungen vertrocknet sind, muss sehr bald eine neue Strategie für den Wald entwickelt werden. Die kürzliche Übernahme des Forstbetriebs durch einen städtischen Förster schafft die Möglichkeit dazu. Diese Linie begrüßen wir und werden weiter aktiv mitarbeiten.

Das Artensterben in Wald, Feld und Flur hat dramatische Ausmaße angenommen. Es gäbe schnelle, relativ wirkungsvolle Hilfen, denn für die vor Ort notwendigen Maßnahmen sind keine nationalen oder internationalen Vereinbarungen erforderlich. Feldraine, Waldränder, Weg- und Straßenränder, innerörtliche Grünflächen, Verkehrsinseln und viele „nutzlose“ Grünecken könnten aktiviert werden. Seit mehr als 20 Jahren haben wir einen Biotopverbundplan, der damals als Grundlage für die Weiterentwicklung dieses sehr effektiven Netzwerkes für den Erhalt und die Weiterverbreitung von Insekten, Kleinlebewesen, Vögeln und vielen Nahrungspflanzen für diesen Teil der Fauna gedacht war.

Leider sind viele Jahre mit Nichtstun vergangen, obwohl die Wissenschaft in immer schärferer Tonlage warnt, dass sich gerade das 6. Globale Artensterben der Erdgeschichte abspielt – auch hier bei uns in Hofheim.

Unsere Böden und Gewässer sind mit Mikroplastik belastet, das unaufhaltsam seinen Weg in die Nahrungskette findet. Sie verarmen zudem durch andauernd schädigende Behandlung mit den Methoden der konventionellen Landwirtschaft. Die Böden werden in zu hohem Maß verdichtet, der Einsatz von Kunstdünger und vielfältigen Pflanzenbehandlungsmitteln wirkt zerstörend auf die Humusschicht und Mikroorganismen, die für die Bodenfruchtbarkeit wichtig sind. Die traditionelle Landwirtschaft hat über Jahrtausende unsere Kulturlandschaft hervorgebracht mit einer unglaublichen Vielzahl und angepassten Vielfalt von Nutzpflanzen. Umweltverbände warnen vor dem größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier-Zeit.

Das Wasser ist Basisnahrungsmittel für alles Leben. Der Zustand war so schlecht, dass die EU 2000 beschloss, alle Gewässer schnell und wirkungsvoll zu verbessern, um keine unnötigen Risiken einzugehen. Die WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) forderte, dass alle Gewässer (Grundwasser, Oberflächenwasser und Fließgewässer) bis 2015 in einem „guten Zustand“ sein sollten. Im Jahr 2014 wurde die Frist verlängert auf 2027 und schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Ziel nicht zu erreichen ist. Hessen ist ganz besonders im Verzug. Der Zustand ist in Hofheim nicht dramatisch, aber auch wir brauchen ohne Massentierhaltung überall teure Wasseraufbereitungsanlagen.

Wir haben hier an einigen Beispielen aufgezeigt, dass überall großer Handlungsdruck besteht. Es bleibt keine Zeit, um politische Debatten zu führen, es ist nicht zu verantworten, mal „fünf gerade sein zu lassen“. Politik und Verwaltung müssen sich gefordert und verpflichtet fühlen, möglichst bald sicht- und messbare Veränderungen und Erfolge zu liefern.

Was können wir in Hofheim schnell und wirkungsvoll tun?

  • Wir können Kunstrasenplätze so bald wie möglich sanieren, um Gummigranulat (Mikroplastik) zu vermeiden. Es gibt umweltfreundliche Lösungen mit Kork oder Sand.
  • Wir können umgehend alle Ersatzpflanzungen für Bäume vornehmen, damit die Schutzfunktion im städtischen Raum wiederhergestellt wird.
  • Wir können durch deutliche Geschwindigkeitsreduzierungen dafür sorgen, dass der schädigende Stickstoffeintrag durch Autoverkehr in die Wälder gemindert wird.
  • Wir wollen die Landwirte dazu bewegen, die Stickstoffdüngung so weit wie möglich zu reduzieren.
  • Wir können dem Wald nicht das fehlende Wasser bringen, aber wir können alle anderen schädigenden Wirkungen durch passende Maßnahmen reduzieren.
  • Um die Artenvielfalt im Wald wiederherzustellen, wollen wir in Hofheim in Zusammenarbeit mit Jagd- und Umweltverbänden ein Jagdkonzept entwickeln, das die aktuellen wildbiologischen Erkenntnisse berücksichtigt. Wichtigstes Kriterium für eine nachhaltige Waldwirtschaft ist die Naturverjüngung ohne jede technische Hilfe. In Hofheim muss noch immer viel Geld aus dem städtischen Haushalt verwandt werden, um Pflanzungen gegen Wildverbiss zu schützen.
  • Dem Artensterben können wir schnell begegnen, indem unser Biotopverbundplan konsequent umgesetzt wird. Alle städtischen Flächen, die im Außenbereich verpachtet sind, dürfen nur noch extensiv und nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden.
  • Regionale Lebensmittelproduzenten und ein Bemühen um nachhaltige Methoden wollen und können wir unterstützen und schätzen.
  • Im Siedlungsbereich ist der Insektenschutz am schnellsten und einfachsten zu erreichen: Wir wollen die nächtliche Beleuchtung angemessen stark reduzieren. Das schützt Insekten, Vögel und andere nachtaktive Lebewesen. Es schützt auch Bäume, reduziert durch geringeren Stromverbrauch Emissionen und spart Geld!

Dies sind einige Beispiele, wo ganz dringender Handlungsbedarf zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen besteht. Das kann GRÜNE Politik leisten.

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